Standorte anzeigenWann ist die Zeit für eine Insiderinformation gekommen?
Eine Auswertung der 710 Ad-hoc-Meldungen aus dem Prime Standard im Jahr 2023
Eine Frage, die wir Kundenbetreuer von der EQS Group häufig hören, lautet: Wann genau, also zu welcher Tageszeit, werden Insiderinformationen in der Regel veröffentlicht?
Eine Antwort mit dem Buchstaben des Gesetzes (Art. 17 Absatz 1 Unterabsatz 1 Marktmissbrauchsverordnung) hieße „unverzüglich, nachdem die Tatsachen eingetreten sind“, die eine Insiderinformation darstellen – ganz unabhängig von der Uhrzeit.
Wie das allerdings in der Praxis aussieht, also zu welcher Tages- oder auch Nachtzeit Großaufträge, unerwartete Gewinnsteigerungen oder auch wichtige Personalien von den Emittenten gemeldet werden, dazu konnten wir bisher nur unser Bauchgefühl befragen.
Wir sind der Sache daher einmal auf den Grund gegangen und haben eine nicht-KI-basierte Analyse der Insiderinformationen im Prime Standard im Jahr 2023 durchgeführt.
Überdurchschnittlich viele Meldungen nach der Schlussglocke
Die erfreuliche Erkenntnis bei der Durchsicht der über 700 Meldungen, die über das weltweite Newswire der EQS Group AG veröffentlicht wurden: Wir können uns auf unser Bauchgefühl verlassen. Dieses besagte nämlich, dass die Veröffentlichungen der Insiderinformationen gleichmäßig über den Arbeitstag verteilt erfolgt.
Ein paar kleine Überraschungen gab es dennoch:
1) Wir konnten eine kleine Spitze an Insiderinformationen nach dem Xetra-Handelsschluss feststellen, obwohl einige (Regional-)Börsen noch geöffnet waren.
Quelle: Eigene Recherchen bei EQS-News und in bestehenden Datenbanken
2) Zudem haben Analysten und Investoren, die sich morgens, kurz vor Börsenöffnung, an ihre Rechner setzen, bereits reichlich Lesestoff. Denn die zwei Stunden vor Beginn des Xetra-Handels (7:00 bis 9:00 Uhr) sind als Veröffentlichungszeitpunkt von Insiderinformationen deutlich beliebter als die erste Handelsstunde von 9 bis 10 Uhr.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass kein zeitliches Muster zu erkennen ist. Man kann also nicht die Uhr danach stellen, wann die Insiderinformationen zu erwarten sind. Die Emittenten folgen offensichtlich in der Mehrzahl der Vorgabe des Gesetzgebers, die meldepflichtigen Ereignisse ad-hoc zu melden.
