RegTech & Compliance: Was sind RegTechs? Buzzword oder Trend?
Was versteht man genau unter RegTech und warum gewinnen diese an Bedeutung.
In der internationalen Finanz- und Compliance-Branche werden Regulatory Technologies, auch RegTechs genannt, derzeit heiß diskutiert. Doch was versteht man genau unter RegTech und warum gewinnen diese an Bedeutung?
RegTech: Definition & Hintergrund
RegTechs können als eine Untergruppe der FinTechs (Finanztechnologien) verstanden werden.
RegTech: Regulatory Technology
Vom Begriff RegTech wurde erstmals 2015 durch die Financial Conduct Authority (FCA) Gebrauch gemacht. Die britische Finanzaufsichtsbehörde bezeichnet RegTech als Technologie, die Unternehmen dabei unterstützt, ihre gesetzlichen Compliance-Anforderungen zu erfüllen.
„Wie bei Fintech geht es um den Einsatz von innovativer Technologie. Der Fokus liegt bei Regtech allerdings auf der von innovativen Technologien gestützten effektiveren und effizienteren Abbildung, Erfüllung und Dokumentation regulatorischer und aufsichtlicher Pflichten“, so die Bundesanstalt für Finanzaufsicht (BaFin).
Hintergrund: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!
Erste Bemühungen zu mehr Regelkonformität in Unternehmen wurden bereits in den USA unternommen. Im Zuge des Bestechungsskandals des Rüstungskonzerns Lockheed in den 70er Jahren reagierte die US-Regierung mit der Verabschiedung des Foreign Corrupt Practices Act (FCPA), um „Schmiegeldzahlungen“ an ausländische Amtsträger zu verbieten. Als Reaktion auf mehrere Bilanzskandale verabschiedete die USA um die Jahrtausendwende den sogenannten Sarbanes-Oxley Act, um das Vertrauen von Anlegern in Hinblick auf veröffentlichungspflichtige Finanzdaten wiederherzutellen.
Die Finanzkrise 2008 sowie mehrere Wirtschaftsskandale großer europäischer Unternehmen schäften schließlich auch das Bewusstsein für Compliance innerhalb des EU-Raums. Seit der Einführung der Finanzrichtlinie MiFID II durch das Europäische Parlament im Januar 2018 gewinnen RegTechs weiter an Bedeutung. Ziel von MiFID II ist es, Einheitlichkeit und Transparenz auf den Finanzmärkten der EU-Mitgliedsstaaten zu schaffen und letztlich europäische Anleger besser zu schützen. Durch die wachsende Anzahl an Vorschriften stiegen auch die Compliance-Kosten für Unternehmen weltweit. Hinzu kommt, dass Behörden immer häufiger hohe Strafen verhängen, sobald Compliance-Richtlinien nicht eingehalten werden. Laut CB Insights mussten Unternehmen zwischen der Finanzkrise 2008 bis 2017 Geldbußen in Höhe von 321 Milliarden Dollar zahlen.
Was im Finanzsektor Schule machte, weitete schließlich seinen Wirkungsbereich auf nahezu alle Wirtschaftsfelder aus. #Metoo, Whistleblowing-Skandale sowie die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) rückten das Thema Compliance und Regulatorische Technologien (RegTech) auch außerhalb der Finanzbranche in den Blick der Unternehmen. Aktuelles Beispiel ist die EU-Wistleblower-Richtlinie. Das Gesetz verpflichtet europäische Unternehmen dazu, mit Hilfe von Technologien wie interne Meldestellen Hinweisgeber besser vor möglichen Repressalien zu schützen.
RegTech & Compliance: Die Branche rüstet sich
Im Falle von MiFID II hat die Richtlinie komplexe Auswirkungen auf die betroffenen Unternehmen, deren Compliance-Verantwortliche diese umsetzen müssen. Aufgrund des hohen Aufwands sehen sich Unternehmen verstärkt nach externen Lösungen um, die den Anforderungen gerecht werden. Dies begünstigt den Aufstieg von RegTech-Unternehmen weiter. Laut FinTech Global wurden zwischen 2013 und 2017 etwa 378,5 Millionen Dollar in Unternehmen investiert, die sich mit Lösungen für MiFID II befassen.
RegTech-Lösungen werden somit in Unternehmen immer gefragter, um Risiken zu vermeiden und um die aufwendige Umsetzung und kontinuierliche Verwaltung von Compliance-Regelungen zu unterstützen. Solche Lösungen können im Compliance-Bereich beispielsweise dabei helfen…
- …Regularien gesetzeskonform einzuhalten und eine Compliance-Kultur nachhaltig im Unternehmen zu etablieren,
- …Mitarbeiter im Falle von internen Beschwerden – unter anderem durch die Umsetzung der EU-Whistleblower-Richtlinie – zu schützen,
- …etwaige Interessenskonflikte zwischen Unternehmen und Mitarbeitern oder Partnern zu erkennen und zu vermeiden,
- …Unternehmen vor erhablichen finanziellen Einbußen zu schützen und den langfristigen Betrieb zu gewährleisten,
- …Unternehmensregeln verständlich zu kommunizieren und für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zugänglich zu machen.
RegTechs & die Zukunft: Rosige Aussichten
RegTech-Unternehmen setzen innovative Technologien wie künstliche Intelligenz, Big Data, Cloud Computing oder Machine Learning ein, um Compliance-Anforderungen effektiv zu erfüllen. Durch die Automatisierung von Prozessen haben RegTechs bisher erheblich dazu beigetragen, das Risiko von menschlichen Fehlern zu minimieren.
In Hinblick auf zukünftige Entwicklungen wird geschätzt, dass die Ausgaben für RegTechs in den kommenden Jahren weiter steigen. Ein Bericht von Juniper Research ging bereits von einem Anstieg von 10,6 Milliarden Dollar im Jahr 2017 auf 76,3 Milliarden Dollar im Jahr 2022 aus. Aktuelle Prognosen weisen sogar auf einen noch drasitischeren Anstieg hin: So geht das Marktforschungsinstitut bis 2026 von Ausgaben in Höhe von 204 Milliarden Dollar aus.
Der Global RegTech Market-Report 2021 prognostiziert eine jährliche Gesamtwachtumsrate des globalen RegTech-Marktes von 17,5 % bis 2026. Ein Marktwachstum von 7 Milliarden Dollar im Jahr 2021 auf 15,8 Milliarden Dollar 2026. Begründet wird dies beispielsweise durch die zunehmenden Betrugsfälle in Bereichen wie dem Finanzsektor. Dadurch steigt der Bedarf an Risiko- und Compliance-Management-Systemen insbesondere für große Unternehmen.
Ein Überblick über die wichtigsten Prinzipien zum Aufbau eines effektiven Anti-Korruptions-Programms