Standorte anzeigenStress-Management für Compliance Professionals
Als WächterInnen des Unternehmens müssen Compliance Professionals ständig auf der Hut sein und sind daher häufig besonders gestresst. Unsere Gastautorin Dr. Bettina Palazzo verrät Ihnen vier Tipps zur Stressbewältigung.
Schon wieder voll im Stress?
Ja, das mit dem Stress ist eine vertrackte Sache.
Einerseits wäre es ohne Anspannung langweilig im Leben, andererseits leiden wir heute viel zu oft unter Dauerstress.
Früher musste man möglichst schnell vor dem Säbelzahntiger flüchten. Dafür war es super, wenn alles Blut in die Beine ging und unser Hirn im Survival-Mode war. Heute reagieren wir leider immer noch als wären wir in Lebensgefahr, wenn wir uns bedroht fühlen.
Auch wenn es nur eine knappe Deadline oder eine rüde Ansage vom Chef ist. Während wir uns es früher, nach der erfolgreichen Flucht vom Tiger, wieder in unserer Höhle gemütlich machen konnten, haben wir heute viel zu wenig Stresspausen.
Diese Dauerbelastung ist pures Gift und macht krank.
Laut Umfragen sind gerade Compliance Professionals häufig gestresst. Kein Wunder! Schließlich sind sie die WächterInnen des Unternehmens, die ständig auf der Hut sein müssen: Risiken erfassen, Fehlverhalten verhindern, neue Gesetzesanforderungen umsetzten, Prozesse und Kontrollen managen. Als klassische Querschnittsaufgabe stößt man dabei auch immer wieder auf Widerstände. Das kann viel Energie fressen und zu Frustrationen führen
Hinzu kommt, dass wir in herausfordernden Zeiten leben: Krieg, Klimakrise, post-pandemische Verstimmung.
Theoretisch wissen wir alle, was man so gegen Stress machen könnte: besser schlafen, besser essen, besser atmen, Sport in der der Natur machen…Ich sehe derzeit so viele gute Ratschläge zur Stressbewältigung, dass mich das fast schon stresst.
In diesem Wust an Anti-Stress Rezepten bin u.a. auf Davidji gestoßen. Sein Buch “Destressifying” hat mich überzeugt.
Besonders in der Hörbuch-Version (Habe ich schon erwähnt, dass ich Hörbuch-Fan bin?), denn Davidji ist auch bekannt als die “Samt-Stimme der Stille”. Es reicht mir schon seine Stimme zu hören, um mich zu entspannen.
Was ich gelernt habe, sind viele kleine Tricks, um sich von Stress und Sorgen in einen Zustand der Ruhe und des Friedens zu bringen. Klar, man sollte täglich meditieren (Wer schafft das schon?!), aber es hilft bereits, öfter am Tag bewusst zu Atmen und in die Stille zu gehen.
Das ist aber nur die individuelle Seite des Stressmanagements!
Um nachhaltig den Stress in einer Ethik- und Compliance-Abteilung in den Griff zu bekommen, brauchen wir mehr.
Wertebasierte Compliance-Arbeit
Wir brauchen einen guten Zusammenhalt im Team. Wir brauchen motivierende Werte und ein gemeinsames Verständnis für Ethik und Compliance. Wie immer im Leben, hält man eine Menge Stress aus, wenn man ein gutes „Warum“ hat. Es lohnt sich also in einem Team-Meeting gemeinsam die Werte für die Compliance Arbeit und den Umgang miteinander zu definieren. Damit hat man dann auch eine gute Basis, um im Unternehmen gewinnend über Ethik und Compliance zu sprechen.
Internen Widerstand managen
Um sich zudem als Team gegen den Stress des internen Widerstands zu wappnen, kann man z. B. gemeinsam ein Dokument anlegt, in dem man die üblichen Einwände und Vorurteile gegen Compliance sammelt und sich gute Gegenargumente ausdenkt. So muss niemand mehr allein und spontan gegen den Gegenwind ankämpfen, sondern hat eine gut sortierte Bibliothek mit klugen und überzeugenden Antworten parat.
So schafft man es viel leichter, die Kommentare, die aus der Organisation zur Compliance kommen als wertvolles Geschenk zu sehen, aus dem man etwas Kreatives machen kann: „Das Compliance E-Learning ist zu lang und zu abstrakt!“ – „Danke für das Feedback, dann erzähle uns doch bitte genauer von deinen Compliance-Problemen und wie wir dir dabei besser helfen können. Dieses Input nutzen wir dann für ein besseres E-Learning…“
Personal- und Kommunikationsabteilung als Verbündete gewinnen
Ein weiteres magisches Mittel gegen Stress ist gutes Beziehungsmanagement mit den KollegInnen der Personalabteilung und der Kommunikation. Wenn die Compliance und die Personalabteilung gut kooperieren, bekommen sie gemeinsam viel mehr PS auf die Straße. Die Kommunikationsabteilung kann ein zentraler Verbündeter für die gewinnende Compliance-Kommunikation sein, die wiederum das interne Verständnis für Compliance erhöht und die Kooperationsbereitschaft fördert.
Make it about them: „Compassion” statt “Frustration”!
Und schließlich erspart man sich viel Stress, wenn man seine Compliance-Arbeit zielgruppenorientiert gestaltet. Dafür muss man allerdings sein Denken etwas umpolen. Statt von innen nach außen, d.h. „Wie kriege ich all meine Regulierungen an die Mitarbeitenden vermittelt?“, muss man von außen nach innen denken: „Was sind die Herausforderungen meiner verschiedenen Zielgruppen? Welche Compliance-Themen können da aufkommen? Wie können wir ihnen helfen, diese zu meistern?“
Wenn wir die Probleme unserer Zielgruppe verstehen, dann sind wir auch nicht mehr frustriert, wenn sie sich nicht so verhalten, wie wir es gerne hätten. Wenn sich unsere Zielgruppen verstanden fühlen, werden sie uns auch als vertrauenswürdige Ratgeber und nicht als lästige Einmischer und Verhinderer wahrnehmen.
Ja, all das ist erstmal Arbeit, aber es ist auch ein Investment in eine stressfreiere und wirkungsvollere Compliance-Arbeit.
Dieser Leitfaden erklärt Ihnen, wie Sie sicherstellen, dass Sie alle relevanten Stakeholder zielgruppengerecht in den Change-Prozess der Einführung eines Hinweisgebersystems integrieren.
