Menschenrechtsbeauftragte: Warum Unternehmen sie brauchen
Menschenrechtsbeauftragte sind sehr gefragt. Hier finden Sie alles, was Sie über die Aufgaben und die Ausbildungsanforderungen dieser Funktion wissen müssen.
Da sie für Menschenrechtsverletzungen und Umweltrisiken mittlerweile in ihren eigenen Betrieben und Lieferketten zur Rechenschaft gezogen werden, führen immer mehr Unternehmen eine neue Position ein, um Verantwortung zu zeigen und Kontrollen besser durchführen zu können. Menschenrechtsbeauftragte werden von Regierungsbehörden, NGOs und Unternehmen gleichermaßen eingesetzt, um Menschenrechtsverletzungen zu überwachen, zu dokumentieren und zu beheben.
Während große Unternehmen lange Zeit gezögert haben, Menschenrechtsbeauftragte einzustellen, weil sie nicht genau wussten, was diese Funktion beinhaltet, machen neue Maßnahmen zur Sorgfaltspflicht im Bereich der Menschenrechte die Position nun für viele Unternehmen unverzichtbar.
Was sind Menschenrechtsbeauftragte?
Der wachsende Bedarf an Menschenrechtsbeauftragten ergibt sich aus den rechtlichen Entwicklungen, die durch die jahrelange Ausbeutung durch einige Unternehmen angestoßen wurden. Manche Unternehmen begehen seit Jahrzehnten schwere Menschenrechtsverletzungen, von Zwangsarbeit und krimineller Ausbeutung bis hin zu Menschenhandel und katastrophalen Industrieunfällen.
Der Global Compact der Vereinten Nationen verabschiedete 1999 eine Reihe von Grundprinzipien für die Verantwortung von Unternehmen, um die Situation zu verbessern. Der unverbindliche Vertrag soll Unternehmen dazu anspornen, nachhaltige und sozial verantwortliche Maßnahmen zu ergreifen und über deren Umsetzung zu berichten. Als Teil des Prozesses werden CEOs und hochrangige Führungskräfte aufgefordert, sich zu bestimmten Zielen zu verpflichten, während die Organisation als funktionaler Verantwortungsrahmen fungiert, der auch Peer-Netzwerke und Schulungen anbietet.
Konkret wurde das Thema Menschenrechte in den 2011 verabschiedeten Leitprinzipien der Vereinten Nationen für Wirtschaft und Menschenrechte aufgegriffen. Diese enthalten im Wesentlichen Empfehlungen, die sowohl von Regierungen als auch von Unternehmen freiwillig angewendet werden können. Während sich viele Regierungen auf freiwillige Maßnahmen oder schwache rechtliche Rahmenbedingungen verlassen haben, um der Ausbeutung durch Unternehmen und Menschenrechtsverletzungen Einhalt zu gebieten, drängen einige nun auf strengere verbindliche Rechtsvorschriften. Besonders deutlich wird dies in den Lieferketten, wo Menschenrechtsverletzungen auf allen Ebenen von der Rohstoffgewinnung bis hin zum Herstellungsprozess vorkommen. Das Vereinigte Königreich, Frankreich und Deutschland gehören zu den Ländern, die Rechtsvorschriften zur Sorgfaltspflicht in der Lieferkette vorlegen, während die Europäische Union ebenfalls plant, ein neues und weitreichendes Gesetz einzuführen.
Diese und ähnliche Gesetze zur Eindämmung von Menschenrechtsverletzungen haben die Einstellung von Menschenrechtsbeauftragten zur Voraussetzung für viele Unternehmen gemacht. Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz verlangt von den Unternehmen sogar, dass sie eine Person innerhalb der Organisation mit der Überwachung der Menschenrechte beauftragen. Diese Person sollte für die Behandlung von Verstößen zuständig sein, und es muss ein Beschwerdeverfahren eingerichtet werden, damit Personen, die Missstände feststellen, diese melden können.
Die Aufgaben von Menschenrechtsbeauftragten
Im Wesentlichen besteht die Aufgabe von Menschenrechtsbeauftragten in der Umsetzung einer wirksamen menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht, wobei die Auswirkungen eines Unternehmens auf die Menschenrechte und die Umwelt sorgfältig überwacht werden. Auch wenn die genauen Zuständigkeiten je nach Unternehmen und Standort variieren können, sind die Menschenrechtsbeauftragten in der Regel damit betraut, Menschenrechtsverletzungen zu ermitteln, zu untersuchen und zu beheben. Sie können auch mit der Ausarbeitung der Menschenrechtspolitik eines Unternehmens oder der Erstellung von Lageberichten betraut werden. Zu den Hauptaufgaben von Menschenrechtsbeauftragten können gehören:
- Überprüfung, Überwachung und Bewertung der betrieblichen Prozesse, Verfahren und Praktiken, um sicherzustellen, dass das Unternehmen alle rechtlichen und ethischen Menschenrechtsstandards einhält.
- Sie fungieren als erste Kontaktperson für die allgemeine Menschenrechtsstrategie des Unternehmens.
- Überwachung und Untersuchung von Menschenrechtstrends und -fällen.
- Interne Koordinierung sowie Funktion als Schnittstelle zwischen der Geschäftsleitung und der operativen Seite der Sorgfaltspflicht im Bereich der Menschenrechte.
- Externe Kommunikation mit den wichtigsten Interessengruppen und der Öffentlichkeit über die Fortschritte des Unternehmens und seine Bemühungen zur Vermeidung von Menschenrechtsverletzungen.
- Aufrechterhaltung der einschlägigen Dokumentation, Berichterstattung und behördlichen Aufsicht gemäß den lokalen Sorgfaltspflichtgesetzen
- Einrichtung von Beschwerdemechanismen wie einem Whistleblowing-System, über das das Unternehmen im Falle von Menschenrechtsverletzungen alarmiert werden kann.
- Schulung und Weiterbildung der Mitarbeitenden, damit sie sich der Erwartungen oder gesetzlichen Änderungen der Compliance-Richtlinien bewusst sind.
Menschenrechtsbeauftragte müssen Experten auf ihrem Gebiet sein und ein tiefes Wissen und Verständnis für die wichtigsten Fragen mitbringen. Unternehmen wird empfohlen, die Stelle direkt beim Vorstand anzusiedeln, wo sie am effektivsten arbeiten kann. Menschenrechtsbeauftragte fungieren dann als Bindeglied zwischen der Geschäftsleitung und den größten Risikobereichen und sorgen dafür, dass potenzielle Gefahren frühzeitig erkannt werden.
Arbeitsbelastung und Auswirkungen von Technologie
Je nach Unternehmen und Umfang seiner Tätigkeit kann sich die Arbeitsbelastung für Menschenrechtsbeauftragte manchmal als überwältigend erweisen. In diesem Fall kann ein Unternehmen ein Menschenrechtsteam bilden, um die Belastung zu verteilen, oder Kontaktpersonen in verschiedenen Abteilungen zu benennen, die Menschenrechtsbeauftragte unterstützen. Auch Technologie kann sich als großer Vorteil erweisen. Vor allem moderne digitale Lösungen haben die Arbeitsabläufe bei der Einhaltung von Vorschriften in den letzten Jahren revolutioniert.
Moderne integrierte Softwarepakete bündeln mehrere Compliance-Tools wie webbasierte Whistleblowing-Systeme, digitale Richtlinienmanager und interaktive Regelwerke. Dies ermöglicht es Menschenrechtsbeauftragten und -teams, eng mit den zuständigen Abteilungen zusammenzuarbeiten, um Prioritäten zu setzen und die Bereiche mit dem größten Risiko anzugehen.
Die Öffnung des Whistleblowing-Systems für Drittlieferanten hilft beispielsweise, potenzielle Menschenrechtsverletzungen in der gesamten Lieferkette zu erkennen. Ein interaktives Regelwerk ermöglicht es den Mitarbeitenden, sich auch unterwegs über die Richtlinien zu informieren und durch Push-Benachrichtigungen sofort auf Änderungen aufmerksam gemacht zu werden. Sollte es zu einem Verstoß kommen, erleichtert der digitale Nachweis die Ermittlungen erheblich.
Der Weg zum Menschenrechtsbeauftragten
Bewerbende für Stellen im Menschenrecht verfügen in der Regel über einschlägige Erfahrung und einen entsprechenden akademischen Hintergrund. Dies könnte ein breites Spektrum an Fachgebieten, wie Politikwissenschaft, Sozialwissenschaft, Recht, öffentliche Verwaltung, internationale Beziehungen, Ethik oder Soziologie umfassen. Die Bildungsanforderungen für diese Position variieren je nach Größe, Art und Verantwortungsebene einer Organisation.
Der Aufbau von Wissen durch Praktika kann ebenfalls dazu beitragen, Chancen zu eröffnen. Vorrangig Praktika in Bereichen wie Politik oder Interessenvertretung können besonders hilfreich sein, um Fähigkeiten zu verfeinern und Vertrauen aufzubauen. Von potenziellen Bewerbenden wird auch erwartet, dass sie über gute zwischenmenschliche Fähigkeiten verfügen, insbesondere im Bereich der Kommunikation. Die Beherrschung einer Fremdsprache ist für potenzielle Menschenrechtsbeauftragte ebenfalls ein wertvoller Vorteil.
Wie viel verdienen Menschenrechtsbeauftragte?
Die Gehälter für Menschenrechtsbeauftragte variieren je nach Stufe und Erfahrung sowie verschiedenen Faktoren, die den Arbeitgebenden beeinflussen. Glassdoor zufolge lag das durchschnittliche Jahresgehalt für Menschenrechtsbeauftragte in verschiedenen Ländern im März 2023 bei den folgenden Werten:
- Vereinigtes Königreich £37.066 (GBP)
- Spanien 52.101 €
- Kanada $61.321 (CAN)
Die Absolvierung eines höheren Abschlusses, z. B. eines Doktortitels, ein Wechsel des Arbeitgebers oder eine Beförderung in eine Führungsposition können die Gehälter erhöhen.
Zusammenfassung
In der Vergangenheit wurde die Rolle von Menschenrechtsbeauftragten von Unternehmen nicht als wichtig erachtet, doch die wachsenden Erwartungen der Stakeholder und das Aufkommen zahlreicher Sorgfaltspflichtgesetze haben dies geändert. Ihre Bedeutung wurde durch die Entscheidung Deutschlands unterstrichen, jemanden für die Überwachung der Menschenrechte in Unternehmen zu benennen, die von den anstehenden Gesetzen zur Lieferkette betroffen sind. Auch wenn die anderen Gesetze, die weltweit in Vorbereitung sind, vielleicht nicht ganz so weit gehen, sollten Unternehmen dennoch proaktiv auf Menschenrechte achten und Experten benennen, um die höchstmöglichen Standards in ihren Betrieben einzuhalten.
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