Compliance Officer – Aufgaben, Qualifikationen & Gehalt
Ein Blick auf Pflichten und Verantwortlichkeiten, die Compliance Officer erwarten und Tipps für den Berufseinstieg.
Compliance Officer verantworten die Rechtskonformität eines Unternehmens und der Geschäftsabläufe. Ihre Aufgaben reichen von der Risikoanalyse bis zur Beratung der Geschäftsleitung. Ein Blick auf die Anforderungen, Aufgaben und Haftungsrisiken für Compliance Officer.
Was ist ein Compliance Officer?
Compliance-Officer verantworten die Rechtskonformität aller Prozesse und Geschäftsabläufe innerhalb eines Unternehmens. Sie sind dafür zuständig, dass der Unternehmensbetrieb nach den geltenden Gesetzen und innerbetrieblichen Standards erfolgt. Ohne einen Compliance Officer, der das Compliance-Management aktiv überwacht und vorantreibt, laufen Unternehmen Gefahr, gegen geltende Gesetze und Richtlinien zu verstoßen und setzen sich damit einem hohen Risiko von Imageschäden und Strafgeldern aus.
Nach Skandalen wie beim ADAC 2014 oder jüngst bei Wirecard und verschärften Compliance-Richtlinien setzen immer mehr Unternehmen – vom Mittelständler bis zum Großkonzern – deshalb auf Compliance Manager. So können sie mit den steigenden Compliance-Anforderungen Schritt halten und haben einen Experten im Haus, der alle Entwicklungen im Blick behält und die Umsetzung von Compliance-Prozessen gewährleistet. Entsprechend hoch ist die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften: Compliance Manager haben derzeit gute Aussichten auf einen Job.
Welche Aufgaben hat ein Compliance Officer?
Ein Compliance Officer erfüllt mehrere Aufgaben:
- Überwachung aller betrieblichen Prozesse und Abläufe mithilfe einer Compliance Management Plattform, um die Einhaltung von gesetzlichen und ethischen Vorgaben im Unternehmen sicherzustellen.
- Steuerung des Informationsflusses, indem Daten und Informationen recherchiert, erfasst und analysiert werden. Durch ständigen Informationsfluss und Compliance-Risiko-Analysen werden reibungslose Geschäftsabläufe gesichert.
- Training und Schulung des Personals, um über rechtliche Neuerungen und Änderungen der Compliance-Richtlinien zu informieren. Zu aktuellen rechtlichen Neuerungen gehören beispielsweise das Hinweisgeberschutzgesetz oder das EU-Lieferkettengesetz.
- Ansprechpartner und Schnittstelle zwischen Abteilungsleitern und dem höheren Management.
- Controlling durch regelmäßige Analyse, ob die angewandten Richtlinien rechtssicher sind.
Compliance Officer bilden die Schnittstelle zwischen den Fachabteilungen und der Geschäftsleitung. Sie regeln den Informationsfluss zwischen Management und Fachgebiet und berücksichtigen dabei auch verschiedene Zuständigkeiten und Verschwiegenheitsvorgaben.
Um Interessenskonflikte zu vermeiden, sollte der Compliance Officer nicht in die Rechtsabteilung integriert werden oder direkt an diese berichten. Compliance Officer wahren die Rechtskonformität eines Unternehmens und stellen gleichzeitig reibungslose Geschäftsabläufe sicher. Die Position wird im Idealfall unmittelbar unter dem Vorstand aufgehängt, so dass Unabhängigkeit und ein direkter Berichtsweg an die Geschäftsleitung garantiert sind. Auf diese Weise können Berichte ungefiltert an die Geschäftsleitung gelangen.
Compliance ist ein komplexes Thema, das alle Unternehmensbereiche betrifft und bei dem viele Gesetze und Vorgaben beachtet werden müssen – als Einzelkämpfer kann ein Compliance Officer je nach Größe des Unternehmens deshalb schnell überfordert sein. Die Einrichtung einer Compliance-Abteilung stellt sicher, dass ein Team das Compliance-Management-System, Risikobewertungen und Schulungen etc. schultern kann.
Weil er unmittelbar mit der Geschäftsführung kommuniziert und in Unternehmensentscheidungen eingebunden wird, hat ein Compliance Officer eine beratende Funktion. Anders als ein externer Consultant gestaltet ein Compliance Officer Geschäftsentscheidungen allerdings aktiv mit und sucht nach Lösungen, um Geschäftsziele unter Einhaltung aller Gesetze und Vorschriften zu erreichen.
Je nachdem, ob sich das Unternehmen dem Thema Compliance gerade erst nähert oder schon ein Compliance-Management-System etabliert hat, beginnt ein Compliance Officer mit dem Aufbau eines Compliance-Management-Systems, implementiert ein Hinweisgebersystem für Whistleblower und ein Approval-Management, um den richtigen Umgang mit Geschenken und Einladungen sicherzustellen. Oder er übernimmt die Beaufsichtigung und Organisation eines bestehenden Compliance-Management-Systems. Dabei kümmert sich ein Compliance Officer um die Analyse und Identifikation von Risikopotenzialen für ein Unternehmen, entwickelt Vorschläge zum Umgang und der Vermeidung von Compliance-Risiken, optimiert bestehende Prozesse und Abläufe und regt, wenn nötig, die Verstärkung der Abteilung durch neue Sachmittel und Personal an.
Wie werde ich Compliance-Beauftragter im Unternehmen?
Der Beruf des Compliance Officers bringt vor allem drei Anforderungen mit: Rechtsverständnis, unternehmerisches Verständnis und Sicherheit im Umgang mit Daten.
- Zusätzliche Anforderungen an einen Compliance Manager sind:
- Analytisches Denken und Arbeiten
- Kommunikationsstärke
- Rechtliche und moralische Integrität
- Strategisches Denken
- Gute Englischkenntnisse
- Fachwissen über das Unternehmen und den relevanten Markt
- Erfahrung im Management
Beste Voraussetzungen für den Berufseinstieg als Compliance Officer liefern ein rechtwissenschaftliches, betriebswirtschaftliches oder informationswissenschaftliches Studium. BWL- und Informatikstudiengänge dauern im Bachelor sechs bis sieben Semester und zusätzlich drei bis vier Semester im Master-Studiengang. Die Regelstudienzeit für Jura liegt bei zehn Semestern bis zum ersten Staatsexamen.
Eine aktuelle Untersuchung der EQS Group im Dezember 2022 zeigt, dass Compliance-Führungskräfte in den DAX40-Unternehmen zu 63 Prozent Rechtswissenschaften studiert haben, gefolgt von Volks-, Betriebswirtschaft oder Business-Administration (23,5 Prozent) und Ingenieurwesen (knapp 8 Prozent).
Ein Direkteinstieg als Compliance Officer ist selten. Weil er das Unternehmen und dessen Marktumfeld sehr gut kennen muss, um seinen Job effektiv auszuführen, sammeln Compliance Officer meist zunächst in anderen Positionen des Unternehmens Erfahrung, bevor sie eine Rolle im Compliance-Management übernehmen. Sehr gängig ist zum Beispiel die Beschäftigung in der Rechtsabteilung des Unternehmens und die spätere Berufung zum Compliance Officer.
Weil juristische Kenntnisse eine so wichtige Rolle beim Compliance-Management spielen, ist auch der Quereinstieg aus anderen Studien- und Berufsfeldern schwierig. Die besten Chancen haben ausgebildete Juristen oder Betriebswissenschaftler, die eine Compliance-Schulung absolviert haben.
Eine detaillierte und praxisorientierte Einführung in das Thema Compliance für mittelständische Unternehmen.
Gehalt eines Compliance Officers
Die Gehaltsformel für Compliance Officer ist einfach: Je mehr Berufserfahrung, umso besser das Gehalt. Die Position bringt hohe Anforderungen an Integrität, Kommunikationsstärke und Managementkenntnisse mit sich. Deshalb gibt es selten Junior-Positionen für Compliance Officer.
- Die Graduierung erfolgt in drei Stufen, denen man gewisse Gehaltsspannen zuordnen kann:
- Ein Compliance Officer verdient zwischen 50.000 und 75.000 Euro Bruttogehalt im Jahr
- Ein Senior Compliance Officer verdient zwischen 70.000 und 100.000 Euro Bruttogehalt im Jahr
- Ein Chief Compliance Officer verdient zwischen 90.000 und 200.000 Euro Bruttogehalt im Jahr
Verantwortung und Haftung für Compliance Officer
Die hohe Entlohnung berücksichtigt die hohe Verantwortung, die ein Compliance Officer trägt: Er muss sicherstellen, dass die Geschäftsgebaren des Unternehmens sowohl extern als auch intern allen legalen und ethischen Vorgaben entsprechen. Im direkten Austausch mit der Geschäftsleitung gewährleistet und überwacht er außerdem die Einhaltung aller Gesetze, Richtlinien und Vorschriften bei der Erreichung der Geschäftsziele. Das höchste Haftungsrisiko trägt damit ein Chief Compliance Officer.
Damit stellt sich die Frage der Haftung und nach dem Sinn einer Directors-and-Officers-Versicherung (D&O-Versicherung). Ob eine D&O-Versicherung einen Compliance Officer einschließt, muss das Unternehmen individuell klären, weil es von den Zuständigkeiten des Compliance Managers abhängt. Ist die Deckung mangelhaft, sollte das Unternehmen nachverhandeln.
Eine D&O-Versicherung schützt einen Compliance Officer im zivilrechtlichen Rahmen. Sie übernimmt in der Regel Rechtsanwaltskosten und auch Schadensersatz. Straf- und Bußgeldzahlungen werden hingegen nicht in jedem Fall von der D&O-Versicherung übernommen.
Es ist ratsam, Beginn und Ende der jeweiligen Zuständigkeiten eines Compliance Managers mit dem Unternehmen direkt und verbindlich zu klären und offiziell festzuhalten. Das geht zum Beispiel durch einen Vorstandsbeschluss.
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